Vorträge

Rohstoffe sind Zukunft

Wertschöpfungsketten der einheimischen Rohstoffwirtschaft im Spannungsbogen von Importabhängigkeit und schädlichem Bergbau – Förderung kritischer Rohstoffe in Deutschland – Zinnbergbau im Erzgebirge

Vortrag von Dr. Thomas Bünger, SAXORE GmbH Freiberg | Donnerstag, 8. September, 18 Uhr

Zinn ist einer der wichtigsten Rohstoffe für die Energiewende und zukünftige Technologien. Seinen Einsatz findet es hier vor allem als Lötzinn in Photovoltaikanlagen und auf Leiterplatten elektronischer Geräte. Es wird aber auch in großen Mengen als Korrosionsschutz von Weißblech verwendet.
Zinn steht global betrachtet exemplarisch für einen Raubbau, der zu Lasten der Umwelt und des Menschen geht. Hauptlieferanten sind die Staaten des sogenannten asiatischen Zinngürtels, China und einige Andenländer. In nicht wenigen Abbauten gehört Kinderarbeit zum Alltag und die Umwelt wird in Mitleidenschaft gezogen. Armut treibt den Bergbau dort an.
Bei uns in Europa spielte Zinn eine entscheidende Rolle in der Metallurgie und somit in der Entwicklung früher Kulturen bis hin zur Industrialisierung und damit für unseren Wohlstand. Sachsen und Cornwall waren die Haupterzeuger. In beiden Regionen schlossen die Zinnbergwerke mit Beginn der 1990er Jahre und beendeten einen jahrhundertelangen Bergbau.
Der Vortrag beleuchtet das Geschehen seit dieser Zeit. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Lagerstätte Tellerhäuser bei Schwarzenberg. Sie gilt als eine der weltweit größten Lagerstätten von Zinn und dem Beiprodukt Indium nebst Zink und Eisen. Ihre intensive Erkundung erfolgte zu DDR-Zeiten. Seit einigen Jahren exploriert die SAXORE Bergbau GmbH, Tochter der heutigen First Tin Plc. in London, einen Teil der Lagerstätte.
Dr. Bünger führt in die weltweiten Rahmenbedingungen des Zinnbergbaus ein und beleuchtet dabei auch die hiesigen soziologischen und politischen Voraussetzungen für die Entwicklung eines Bergwerkes in Deutschland. Er skizziert die Vorteile und Herausforderungen einheimischer Zinnproduktion vor dem Hintergrund gebrochener Lieferketten, alter und neuer Abhängigkeiten sowie des unter Beweisstellens, dass ein moderner Bergbau zugleich ökonomisch als auch ökologisch sein kann. Damit erörtert er auch den ethischen Standpunkt zur ablehnenden Haltung Vieler gegenüber einem Neuanfang des Metallbergbaus in Deutschland, das gewaltige Mengen an Rohstoffen allein für die Energiewende benötigt. Und er stellt damit die Frage, inwieweit andere Länder allein für unseren Wohlstand Bergbau betreiben sollen.

Referent:
Dr. Thomas Bünger absolvierte sein Studium der Nichteisenmetallurgie in Sankt Petersburg und an der Technischen Universität in Freiberg, wo er auch promovierte. Seine berufliche Tätigkeit führte ihn in die Halbleiter- und Nicht-Eisen-Metallindustrie. Bis September 2021 war er Vorstand bei der Aurubis AG Hamburg, dem größten Kupferrecycler in Europa. Vor knapp einem Jahr wechselte er dann zur SAXORE Bergbau GmbH und ist nunmehr CEO der Mutterfirma von SAXORE, der First Tin Plc. mit Sitz in London. In dieser Position ist er für die Entwicklungen der 'assets', also der Investitionsstandorte der Gruppe in Australien und in Deutschland verantwortlich.

Ausstellungsführung:
Im Anschluss an den Vortrag wird eine Führung durch 'Hell und Dunkel' im Industriemuseum Chemnitz angeboten. Kuratorin Dr. Barbara Würnstl nimmt Sie mit auf einen Rundgang durch den neugestalteten Ausstellungsteil; Thema ist Bergbau Sachsen in Vergangenheit und Gegenwart.

Der Eintritt ist frei. Bitte beachten Sie die aktuell geltenden Corona-Schutzmaßnahmen.

Die Veranstaltungsreihe zum Projekt 'Rohstoffe sind Zukunft' wird gefördert durch das Sächsische Oberbergamt Freiberg, Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Sie wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes. Es ist ein Kooperationsprojekt des Industriemuseums Chemnitz mit dem Geokompetenzzentrum Freiberg e. V. [GKZ].